Fußball als Wirtschaftsfaktor – Wie ist die Lage bei den deutschen Vereinen?

Die McKinsey & Company Corporation ist eine der weltweit größten Unternehmensberatungen. Das im amerikanischen New York ansässige Unternehmen besteht bereits seit dem Jahr 1926 und genießt mit seinen Studien weltweit ein hohes Ansehen. Zu ihren neueren Studien gehört eine Erfassung der wirtschaftlichen Lage der Vereine, die in der deutschen Bundesliga spielen.

Die Ergebnisse der Studie legen offen, dass es den meisten der Vereine finanziell im Gegensatz zur Wirtschaft richtig gut geht. Immerhin konnten 36 in der Bundesliga aktive Kapitalgesellschaften und Vereine sogar in der Krisensaison 2008/2009 satte Gewinne erzielen. Gegenüber der vorangegangenen Saison war eine Steigerung der Gewinne um 5,3 Prozent zu verzeichnen, so dass der Saisonumsatz bei einem Wert von mehr als zwei Milliarden Euro lag. Auch das Aufkommen an Steuern und Abgaben dürfte dem Bundesfinanzminister sehr willkommen sein. Immerhin lag die Steuern- und Abgabenlast der Bundesligavereine in der Saison 2008/2009 bei fast 700 Millionen Euro.

Interessant ist der Blick auf den Anteil, den der Profifußball zusammen mit Wettoptionen wie EM 2021 Wetten zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Er macht das Volumen aus, welches von einer mittleren Großstadt erwirtschaftet wird. Die Wertschöpfung pro Jahr liegt bei stolzen fünf Milliarden Euro. In Deutschland kommt jeder Fünfhundertste Euro des Bruttoinlandsprodukts aus dem Profifußball. Ähnlich bedeutend ist der deutsche Profifußball auch für den Arbeitsmarkt. Immerhin tragen die Vereine mit 70.000 Vollzeitarbeitsplätzen zum Jobangebot der Bundesrepublik bei. Insgesamt sind es rund 110.000 Stellen, aber bei einem großen Teil handelt es sich um Teilzeitjobs, die von McKinsey umgerechnet worden sind.

Profifußball ist ein gesellschaftlich wichtiger Faktor

Die Vereine verzeichnen pro Jahr bis zu 18 Millionen Zuschauer direkt in den Stadien vor Ort. Davon profitieren auch Dritte wie zum Beispiel die Gastronomie und die Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel. Das heißt, dass bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Bedeutung auch diese Umsätze mit herangezogen werden müssen. Mit diesen enorm hohen Zuschauerzahlen erweist sich Fußball auch als der Sport, dem in Deutschland das größte Interesse beigemessen wird. Bei den Live-Übertragungen der Spiele sitzen bis zu 15 Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten. Das macht die Zeiten vor den Spielen, die Pausen und auch die Minuten danach für die Werbung besonders interessant. Hinzu rechnen sollte man hier ebenfalls die Auswirkungen auf die Gastronomie. Viele Gastronomen können nach der Einführung des Rauchverbots in den Gaststätten und der Verknappung des Gelds durch die stagnierende Wirtschaft nur durch besondere Angebote für Fußballfans überleben.

Fußball hat leider auch negative Effekte

Wer am großen Interesse am Fußball in Deutschland ebenfalls profitiert, sind die Versicherungen. Doch das ist einem negativen Aspekt geschuldet. Immer öfter müssen die Vereine selbst und auch die Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs Schäden regulieren lassen, die durch Randale entstehen. Die Palette möglicher Schäden reicht von eingeworfenen Scheiben an Wartehäuschen bis hin zu Zerstörungen am Inventar der Stadien. Durch regelmäßige Schäden steigen die Versicherungsbeiträge.

Auch an anderer Stelle sorgen die Fußballfans für Kosten, wenn sie sich nicht an die Benimm-Regeln im Stadion sowie bei der An- und Abreise halten. Oft muss die Polizei ausrücken, um verfeindete Fangruppen voneinander zu trennen. Manchmal gehen die Auseinandersetzungen rivalisierender Fangemeinden sogar so weit, dass Menschen schwer verletzt oder sogar getötet werden, wie das bei einem Schusswechsel in Leipzig zu Beginn der 90er Jahre passiert ist. Die Polizeieinsätze kosten Geld, welches die Kommunen aufbringen müssen, wenn sich kein konkreter Verursacher feststellen und haftbar machen lässt.

Welche Branchen sind noch von Profifußball betroffen?

Vater Staat kassiert am Profifußball selbst kräftig mit und das nicht nur in Form der Steuern, die Fans auf die Eintrittskarten bezahlen und die von den Vereinen aus ihren Einnahmen vom Verkauf von Übertragungsrechten oder Werberechten sowie aus dem Verkauf ihrer Fanartikel abführen müssen. Profit zieht der Staat aus dem Fußball mit der Hilfe der Lotteriegesellschaften in Form der Glücksspielsteuer. Dort kann man zum Beispiel über ODDSET Wetten auf einzelne Spiele der Bundesliga abschließen. Die Verkäufer der Wettscheine beziehen daraus eine Provision, die wiederum als Einkommen versteuert werden muss.

Ein erheblicher Teil geht auf Grund des deutschen Glücksspielstaatsvertrages auch ins Ausland. Deutsche private Wettbüros dürfen bei den Sportwetten nur Pferdewetten anbieten. Einige norddeutsche Bundesländer haben das steuerliche Potential der Sportwetten erkannt und rebellieren gegen die Einengungen dieses Staatsvertrags. Sie haben bereits erste Lizenzen auch für private Online-Wettbüros vergeben. Ansonsten bieten die Wettbüros aus Luxemburg, aus der Schweiz und aus einigen anderen europäischen Ländern die Sportwetten auf den Fußball online an. Ihre Bandbreite ist deutlich größer als bei den staatlichen Lotteriegesellschaften, weil hier zum Beispiel auch Halbzeitwetten auf bereits laufende Spiele im Angebot sind.

Nicht vergessen sollte man die Steuern und Löhne, die durch die von den Vereinen vergebenen Aufträge entstehen. Die Stadien werden ständig weiter ausgebaut und modernisiert. Die Fußballer selbst benötigen Sportkleidung, was wiederum der Textilindustrie zugute kommt. Die Ausrüstung der Stadien muss gepflegt und gewartet werden, was in der Regel durch professionelle Dienstleister geschieht.

Das Fazit kann also nur sein, dass der Fußball als Wirtschaftsfaktor eine sehr entscheidende Rolle spielt. Würde es ihn von heute auf morgen nicht mehr geben, wären die Kommunen, die Länder und der Bund sehr schnell in finanzieller Bedrängnis, weil immense Steuereinnahmen wegfallen würden, die direkt aus den Umsätzen der Vereine und den mittelbar betroffenen Branchen derzeit erzielt werden.